Wie das Museum der Bildenden Künste in Leipzig, die Pinakothek der Moderne in München und die Bundeskunsthalle Bonn widmet auch die Städtische Galerie im Alten Rathaus in Wittlich dem großen Künstler Max Klinger eine Ausstellung zum 100. Todestag. Und diese muss sich nicht hinter den großen Häusern verstecken. Exponate wie zum Beispiel der „Handschuh“ und der „Philosoph“, die in München zu sehen waren, wird man ab dem 11. Oktober 2020 in Wittlich bewundern können. Zu verdanken ist diese herausragende Ausstellung dem früheren stellvertretenden Direktor des Museums der Bildenden Künste in Leipzig, Herrn Dr. Richard Hüttel, einem profunden Klinger-Experten, dessen Beziehungen und Bekanntschaften außerordentliche Leihgaben für die Wittlicher Ausstellung ermöglichen. Wie kaum ein anderer Künstler hat Max Klinger die Träume und Alpträume, das "kaum Geahnte" und die "dunkle Seite des Lebens" zum Thema gemacht: Dieser Traumrealität verdanken wir viele suggestive Bilder, die "man nicht mehr vergisst, wenn man sie einmal gesehen hat", so ein Zeitgenosse des großen Leipzigers. Giorgio de Chirico, ein Bewunderer Klingers, hat dessen Gestaltungskraft in dem Satz zusammengefasst: "Das Bild ist Traum und zugleich Realität." Aus den Erfahrungen des Halbschlafes bezog Klinger viele künstlerische Anregungen, die in die Tiefe der Innenwelt, ja in beängstigende Abgründe führten. Die Wittlicher Ausstellung widmet sich in Zyklen und Einzelbildern den starken und neuartigen Imaginationen Klingers. Gezeigt wird auch dessen graphisches Hauptwerk, die "Phantasien über einen gefundenen Handschuh, der Dame, die ihn verlor, gewidmet", ein Zyklus, der Surrealisten von Max Ernst bis Salvador Dali inspirierte. Auch zahlreiche andere Künstler wie Käthe Kollwitz, Edvard Munch, Max Kubin oder Max Beckmann wurden durch die "starken Bilder" Klingers beeinflusst. Es ist daher völlig verständlich, dass Giorgio de Chirico vor genau 100 Jahren schrieb: "Klinger war der moderne Künstler schlechthin.......der wachen Auges in die Vergangenheit, in die Gegenwart und in sich selbst blickt." Um 1900 genoss Max Klinger ungeheure Popularität, die Künstlern zu Lebzeiten selten zuteilwird, doch dann geriet er in Vergessenheit. Die vier deutschen Jubiläumsausstellungen zeigen, dass es sich lohnt, Klinger (wieder) zu entdecken. Städtische Galerie im Alten Rathaus in Wittlich – 11. Oktober 2020 bis 7. Februar 2021
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